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Spannendes Kroatien Teil 1

Einreise nach Kroatien

Nach dem wir unseren letzten Tag in Ungarn bei Evelyne nochmals in vollen Zügen genossen haben, hiess es für uns aber dennoch Abfahrt – Marsch!

Tagsüber begleiten uns nach wie vor Temperaturen von um die 40 Grad Celsius. Nicht zuletzt auch Rosita zuliebe, entscheiden wir uns durch die kühle Nacht zu fahren. Um exakt 20:30 Uhr rollen wir über den Grenzübergang in Dràvaszabolcs. Beim Übergang wird unser Jumbo das erste Mal auch von Innen durchleuchtet. Die Kroaten nehme es doch sehr ernst. Schliesslich sind sie ja auch bis Griechenland das letzte Land im Schengenraum. Dennoch läuft alles unkompliziert und rasch ab. Welcome to Croatia!

Erste Amtshandlung im neuen Land: Den Dieseltank auffüllen! Da in Ungarn für Touristen die landesweiten Ermässigungen für Treibstoff nicht gelten, bevorzugen wir es, unsere Euronen da auszugeben, wo dies auch der Fall ist. Und in Kroatien ist der Sprit ohnehin günstiger. Chekpot!

Spritpreis-Entlastung

Europäische Länder reagieren unterschiedlich auf steigenden Spritpreise.

Deutschland bietet beispielsweise einen allgemeinen Tankrabatt an. Ungarn hat den Spritpreis auf 1,10 Euro/Liter gedeckelt und rationiert auf 25 Liter, jedoch nur für Fahrzeuge mit einem ungarischen Kennzeichen – eine wichtige Überlegung für Wohnmobilreisende.

Einen konkreten Plan wie weit wir heute fahren, haben wir nicht. Im Grundsatz haben wir es ohnehin aufgegeben grossartige Pläne über Distanzen zu machen. Es kam sowieso immer anders. Nichtsdestotrotz haben wir uns vorgängig einige potenzielle Schlafplätze in Richtung Zagreb herausgeschrieben.

Der Plan ist also folgender: Wir fahren einfach mal darauf los und lassen uns überraschen, wann wir müde werden.

Das grosse Krabbeln

Nach etwa drei Stunden Fahrt, werden wir langsam müde. „Bis zur nächsten Schlaf-Option vor Gornja-Jelenska sind es noch etwa 15 Minuten.“, meint eine Navigatorin namens Jessica, „Das schaffen wir noch! “ Der erste Übernachtungsplatz in Kroatien ist eine kleine Waldlichtung unweit einer wenig befahrenen Waldstrasse. Auf den ersten Blick: Perfekt. Wir drehen Mumbo Jumbo auf dem etwas weichen, teils schon fast sandigen Boden so lange herum, bis wir geradestehen. Wunderbar. Hier lässt es sich super übernachten. Mitten im Wald, fernab von jeglicher Zivilisation! Fantastisch!

Da standardgemäss bei jeder Ankunft auch Rosita noch ihren Sicherheitscheck vornehmen will, und diese Gelegenheit jeweils zur Blasenentleerung nutzen möchte, steigt Roger vom Fahrersitz aus, läuft ums Fahrzeug, um die bereits von Jessi vorbereitete (mit ‘Gstältli’ und Leine ausgerüstet) Mamacita, bei der Haupttüre in Empfang zu nehmen.

Jessica macht die Türe auf und Roger sagt: „Hörst du das?“ Daraufhin lauschen beide in die Nacht hinein. „Was ist das? Was geht da vor sich?“, fragt Jessi. „Ich habe keine Ahnung.“, antwortet Roger, „Es ist überall.“ Ein undefinierbares Rascheln. Man könnte es auch als leises Rauschen bezeichnen. Es scheint von unten zu kommen. Aber am Boden ist nichts zu sehen. Mamacita, von dem ganzen Geräusche-Identifizieren wenig beeindruckt, wartet derweil noch immer seelenruhig an der Türe, bis Roger sie endlich „rauslupft“. Uns ist etwas mulmig zu mute. Unheimlich, wenn man mitten im Wald steht und Geräusche wie aus einem schlechten Horrorfilm erklingen und ohne, dass man weiss nach was man überhaupt suchen soll, um das Rätsel zu lösen.

Rogers Handy-Taschenlampe soll Licht ins Dunkle bringen. Klick – es werde Licht. Er schwenkt den Lichtstrahl von links nach rechts, einmal über Jumbo und dann zu seinen Füssen auf den Boden und schreit: „WOOOAAHH FUCKK! Wir müssen hier weg“!

Rosita schaut ihn verdutzt an und versteht die Welt nicht. Aber als auch Jessica ein lauter Schrei in die Nacht hinauslässt, verschwindet sie “wortlos” in ihrem ‘Bettli’. Da ist es wohl am sichersten für den Moment, denkt sie.

Der ganze Boden bewegt sich. Käfer. Larven. Tausende, wenn nicht Millionen von Krabbeltieren unter den Füssen. Das erklärt das ungewöhnliche Knirschen, Rascheln und Knarren. Tja, dann, weiter geht’s zum nächstmöglichen Schlafplatz, welcher gottseidank nur wenige Minuten entfernt ist.

Wir fahren auf den grossen Gemeindeparkplatz ein, parkieren unser Ungetüm auf dem erst besten Platz und fallen, nach Rositas ‘Guetnachtbisi’ in ‘en tüüfe, gsunde Schlaf.’

Dudos Farm

Für unser nächstes grosses Ziel in Kroatien, fahren wir rund vier Stunden in Richtung Süden. Dort wollen wir für eine Weile bleiben, auch damit Jessicas Wunden endlich abheilen können. Ein lauschiges Plätzchen haben wir gefunden. Nämlich Dudos Farm.

Der freundliche Kroate betreibt eine kleine Pferde-Ranch und beherbergt nebst dem fahrenden Volk auch immer wieder Urlauber, welche explizit zum Reiten nach Kroatien kommen. So lernen wir auch Mo und Lars, welche aus dem fernen Hamburg mit Ihrem Camper anreisten, sowie Sandra, eine gutherzige Lehrerin, die für mehrere Wochen auf Dudos Hof weilt und sich um die Pferde kümmert, kennen. Und mein Gott, was erleben wir für lustige Abende. Wir lernen Trinkspiele, singen, johlen, reden viel, nein, viel zu viel Quatsch und trinken vermutlich auch viel zu viel vom selbstgebrannten Slivovic. Bei dieser Kombination sind Kopfschmerzen vorprogrammiert. Aber, Wettschulden sind Ehrenschulden, und so rafft sich Roger, nach einem kräftigen Arschtritt von Jessica, in aller Herrgottsfrüh auf, hofft zwar inständig, dass die Mädels seine Ankündigung vergessen haben und die Pferde noch nicht am Vorbereiten sind, denn er hatte letzte Nacht eine etwas zu grosse Klappe. Heimlich spienzelt er durch Jumbos Vorhänge nach draussen, um zu sehen, ob tatsächlich schon jemand wach ist. Naja, uns so kommt es also, und Roger geht wie ein waschechter Cowboy zu seinem bereits wartenden Ross. Jessica lacht sich ins Fäustchen und wünscht ihm einen guten Morgenritt in den Sonnenaufgang hinein. Von Dudo bislang keine Spur. Erst am nächsten Tag ist er wieder unter den Lebenden und wir sinnieren mit ihm über das Leben und Lobpreisen die Ruhe, die auf dem Hof herrscht. Auch die vielen Katzen sind süss und Rosita freundet sich mit den beiden Haushunden an, welche uns seit dem ersten Tag bei jedem Spaziergang begleiten.

Ein waschechter Cowboy
Einer, der gerne ein waschechter Cowboy wäre
Einer, der gerne ein waschechter Cowboy wäre und seine Wettschulden begleicht

Der Lost Place

Wenn ihr jetzt denkt wir sind da nur am Herumsaufen, dann liegt ihr nur zur Hälfte richtig. Denn wir werden uns auch kulturell betätigen. Wir haben nämlich eine Führung durch die Zeljava Air Base gebucht. Einem sogenannten “Lost Place”, welcher auf eigene Faust, oder mit einem Führer erkundet werden kann.

In unserem Fall hiess der Führer Hrvoje. Er ist in der Gegend aufgewachsen und kennt die unzähligen Tunnels und Hallen in und auswendig. Abends arbeitet er als Rezeptionist in einem Hotel und am Tag macht er eben diese Führungen.

Da nicht 100%ig ausgeschlossen werden kann, dass das gesamte Gebiet Minenfrei ist, wurden wir angewiesen auf den sicheren Wegen zu bleiben. Es steht ein Schild auf dem Gelände, dass unter anderem mit EU Geldern eine Minenräumung stattgefunden hat. Ein Restrisiko bleibt jedoch immer bestehen. Wir haben uns an die Vorgaben gehalten und uns zu keiner Zeit in Gefahr gefühlt.

Vor dem Eingang der Air Base

Die Zeljava Air Base 

Die Air Base war eine militärische Flugbasis, die sich auf dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawiens befand. Sie liegt in der Nähe der Grenze zwischen Kroatien und Bosnien und Herzegowina, nahe des Berges Plješevica. Die Basis wurde in den 1940er Jahren während des Zweiten Weltkriegs erbaut und diente während des Kalten Krieges als wichtiger militärischer Stützpunkt.

Was die Zeljava Air Base besonders bemerkenswert macht, ist ihre Lage in einem massiven unterirdischen Bunkersystem, das als “Objekt 505” bekannt ist. Dieses Bunkersystem erstreckte sich über mehrere Kilometer und war so konzipiert, dass es im Falle eines Atomangriffs Schutz für Flugzeuge und Personal bieten konnte. Es war eines der grössten unterirdischen Militärbauwerke in Europa.

Nach dem Zerfall Jugoslawiens und den Unabhängigkeitskriegen in den 1990er Jahren wurde die Basis aufgegeben und teilweise zerstört. 

Heute sind Teile des Bunkersystems ein beliebtes Ziel für Abenteurer und UrbEx-Enthusiasten (UrbEx = Urban Exploration), die die verlassenen Tunnel und Räume erkunden.

In den Gängen der Air Base
Auf Erkundungstour
Schriftstück in der Air Base

Wenn wir jetzt so auf dieses Abenteuer zurückschauen, müssen wir zugeben, dass dies etwas vom coolsten ist, was wir bis anhin auf unserer Reise getan haben.

Beim Durchforsten der alten Gänge finden wir Militärische Pläne, Colaflaschen aus den 80er Jahren, Militärstiefel der Sowjetunion, Arbeitskleidung, ja sogar Krankenakten der stationierten Soldaten. Wir dringen sogar bis zum ehemaligen Leichenhaus vor, das Tief im Berg liegt – ohne Leichen natürlich. Auch ist kein Leichengeschmack vorhanden. Dennoch ein schauriges Gefühl.

Etwa dreieinhalb Stunden dauert die ganze Führung. Irgendwann haben wir auch damit aufgehört an der strukturellen Integrität der aus Absicht zerbombten Gewölbe und Gänge zu zweifeln. Es ist wie es eben ist. Und es wird schon halten. Ausgeliefert sind wir sowieso, denn allein würden wir den Ausgang ohnehin nicht mehr finden.

Zum Schluss gibt es sogar noch ein Fotoshooting mit Rogers Lieblingsflieger der Douglas DC3. Die als Verkehrsflugzeuge konzipierten Passagierflieger wurden anfangs des zweiten Weltkriegs nämlich für militärische Zwecke umfunktioniert und in dieser Version C47 genannt. Die DC3 oder C47 sind bis heute noch im Einsatz. Und eben dieses Objekt, wenn auch ein wenig heruntergekommen und ausgeschlachtet, steht noch auf der verlassenen Zeljava Air Base.

Am Ende gibt es einen Apéro samt ‘Käseplättli’ welches wir mit unseren neuen Bekanntschaften von der Tour geniessen. Mit von der Partie ist Jack der Engländer, welcher auf seiner BMW GS einmal quer durch den Kontinent heizt, der deutsche Ben mit seiner holländischen Freundin Martha, die sich gerade im Urlaub in Kroatien befinden. Ebenfalls am Start sind noch drei Franzosen, die aber nach einem Prosecco direkt weitergezogen sind.

Douglas DC3

Weitere Abenteuer in Kroatien

Wir fühlen uns rundum wohl in Kroatien. Auch ist das Wetter mittlerweile wieder ein wenig kühler und nicht mehr so drückend heiss wie in Ungarn. Aber auch wenn es kühler ist, einen Kühlschrank haben wir noch immer nicht. Zum Glück kann Dudo mit seinem grossen Kühlschrank, welchen wir mitbenutzen dürfen, Abhilfe schaffen.

Das bereits erlebte lässt uns sagen: „Wir sind uns sicher, da warten noch einige Abenteuer in Kroatien auf uns!“