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Savoir-vivre in Frankreich Teil 1

Boschuuur liebe Croissants und Baguettes 

Hier kommt das vom ereignisreichen Frankreich geprägte ‘Öpdeit’.

Da wir ja bekanntlicherweise die Wanderung in Andorra verpasst haben (wir möchten an dieser Stelle gerne anmerken, dass es auf keinen Fall an uns gelegen hat, sondern Andorra einfach zu klein ist ;)), holen wir diese auf französischem Staatsgebiet nach, und zwar gleich änen an der Grenze, irgendwo in den Pyrenäen

Die Wanderung

Jessica kann sich vor Freude kaum mehr auf dem Sessel halten bei all dem vielen Schnee, also fahren wir bei der erstbesten Gelegenheit mit unserem Jumbo an den Rand und sind allesamt frohjauchzend losgezottelt. Die „Wanderung“ verläuft durch mehrheitlich Matsch, etwas Schnee und halbgefrorenen Wiesen. Wenn man Glück hat, so trampelt man auch noch in einen Fluss, welcher sich unter der dünnen Eisschneedecke versteckt, sumpft ein und bekommt nasse Füsse. Für die nassen Füsse braucht es bei Roger zwar nicht mal einen Fluss, dies schafft er auch so. Leider hat er, als hoffnungsloser Optimist, keine winterfesten Schuhe mit dabei, was somit ziemlich rassig zu nassen Socken und kalten Zehen führt. Entsprechend schnell verflogen war die frohjauchzende Stimmung bei Roger und er wird immer stiller. Mamacita juckst und purzelt derweil quer durch die Landschaft und geniesst das Alpenpanorama in vollen Zügen. Mit dem Schlüsselsatz von Jessi „oh lueg mal, det obe hets an Bartisch!“, kann Roger für die letzten paar Meter bis zum Hochplateau nochmals motiviert werden. Dort angekommen, stellt sich jedoch heraus, dass es gar kein Bartisch ist, sondern eine überdimensional grosse hölzerne Fadenspule. Die Enttäuschung ist Roger ins Gesicht geschrieben, aber der Ausblick und die wärmenden Sonnenstrahlen machen diese Fata Morgana von einem Bartisch wieder wett. Wir setzen uns auf ein paar Steine, trocknen unsere Socken und Schuhe, und geniessen den Moment. Kurze Zeit später wird unser Hochgenuss durch einen ‘gäzigen’ Wind jäh unterbrochen und wir machen uns auf den Rückweg. Nach rund zwei Stunden ist die sogenannte „Winterwanderung“ Geschichte und wir sind wieder bei unserem geliebten Jumbo in der Wärme.

Roger ist die Schuhe am Trocknen
Die Sonne am Geniessen
Mamacita voller Freude auf der Wanderung

Der lange Weg nach Carcassonne

Nach dem kurzen Skihüttengaudi in Frankreich geht es weiter nach Carcassonne. Auf dem Weg dorthin übernachten wir auf einem durch uns hart erkämpften, zwischen Rebbergen, etwas höher gelegenen, jedoch Roger zuliebe noch unterhalb der Schneegrenze liegenden Stellplatz. Die Aussicht ist mal wieder phänomenal. der Regen, welcher am nächsten Morgen durch die Sonnenstrahlen verdrängt wird, gibt zusammen mit dem Nebel im Tal einen wunderschönen mystischen Moment – und dies zum Frühstück.

Schlafplatz mit Aussicht

Naja, aber um zu diesem Platz zu gelangen, mussten wir über gefühlt 100-millionen ‘Speedbömpers’, 10-tausend 30er Zonen und dermassen enge Dörflis, dass wir fast stecken geblieben wären und dort eingeklemmt, wie ein ‘Toschta Mischta’, hätten übernachten müssen.

Wer einmal in Frankreich war, der weiss, die Franzosen leben förmlich für die ‘Speedbömpers’ uns 30er Zonen.

Fun Fact:

Ein ‘Toschta Mischta’ ist ein herzhafter Schinken-Käse Toast,
den man in Portugal geniessen kann. 

Eigentlich schreibt man Tosta Mista,
die Portugiesen sprechen es allerdings so aus, 
wie wir es aufgeschrieben haben 🙂

Ein idyllischer zNacht

Nach dem Frühstück packen wir mit gekonnter Routine zusammen und fahren weiter in Richtung Carcassonne. Viel haben wir uns für diesen Tag vorgenommen. In einem ‘Schnuzz’ wollen wir nach Carcassonne. Bei einem Tankstellenstopp, entscheiden wir uns kurzerhand dort auch gleich den zNacht (Kabeljau mit Kartoffeln und Broccoli/Erbsenpüree) mit einem Gläsli Wein zu geniessen und zwar so richtig lecker direkt auf der Dumpingstation. Abgerundet wird der idyllische Ort vom Tankstellenstrobolicht, einer defekten Birne. Aber die Tatsache, dass wir das verbrauchte Wasser diiiirekt aus dem Jumbo rauslaufen lassen können, feiern wir so richtig und nichts kann uns diesen Moment kaputt machen. 

Grundsätzlich haben wir ja eine Wasseraufbereitungsanlage (Recyclingsystem), so dass wir nur äusserst selten auf eine Dumpingstation angewiesen sind. Wenn sich aber natürlich eine Gelegenheit bietet, wie jetzt in diesem Fall, so dass wir Tanken und gleich Dumpen können, dann nutzen wir diese Infrastruktur gerne. So können wir unsere Filteranlage zwischendurch auch ein wenig schonen. 

Mittlerweile ist es ungefähr morgens um 01:30 Uhr und werden langsam etwas dösig. Carcassonne, du musst leider noch einen Tag warten, wir müssen für heute kapitulieren. Nicht unweit der Strasse finden wir, mal wieder, einen wunderschönen Tümpel. Wir machen den Motor aus und realisieren, dass wir dank des Teiches in einem Meer von fröhlich quakenden Fröschen parkiert haben. Die Frösche haben ein riesen Quak-Fest, dass mit Sicherheit bis in die frühen Morgenstunden geht. Unsere Müdigkeit und die vorsorglich mitgenommenen Ohropax lassen uns dann aber doch noch in einen ‘tüüüfe gsunde Schlof’ sinken.

Jessi und Mamacita auf dem Morgenspaziergang nach der Froschparty

Carcassonne

Bei Carcassonne haben wir einen lässigen und vor allem kostenfreien Stellplatz bei einem Weinbauern gefunden, bei dem wir mit unserem Jumbo übernachten dürfen. Die Winzerin bietet uns an, sämtliche Weine zu degustieren. Gesagt, getan! Wir erhalten Nachhilfe bei der richtigen Glasschwingung, der Farberkennung und beim Glas wieder auffüllen. Roger, welcher dank eines zwei Abende füllenden Coop-Weinseminars, bereits über jahrelange Probierfachkenntnisse verfügt, freut es unheimlich, dass er endlich seine französischen Sprachkenntnisse kombiniert mit Wein anwenden kann und sagt wild gestikulierend: „Oui, oui, assemblage, hä!”. Das wars dann auch schon mit seinen Französischkenntnissen. Am Ende kaufen wir beinahe den ganzen Tank an Rotwein, können uns aus Platzgründen, dann aber doch noch zügeln und nehmen natürlich von jeder auch nur erdenklichen Sorte eine Flasche, plus noch eine Gunfi.

Adrenalin auf der Kartbahn

Am Tag darauf gehen wir auf eine Outdoor-Kartbahn. Da wir die Einzigen sind, erhalten wir die totale Narrenfreiheit. Die Bodenhaftung dieser Karts ist also sagenhaft. Jessi, die sich in der ersten Runde noch nicht ganz so viel traute, da sich der viel zu grosse Helm durch die Fliehkräfte immer mit drehte und ihr so die Sicht raubte, gönnt sich in der zweiten Runde einen Kinderhelm mit tollen violetten Drachen drauf und knallbunten Handschuhen. Und zack verbessert Sie ihre Rundenzeit über 10 Sekunden. Ja sogar bis auf fünf Sekunden kommt Jessi auch an den Kartmeister Roger heran. Dieser fährt mit 58,729 Sekunden zum Sieg. 

Mit ordentlich Adrenalin im Helm machen wir uns auf den Weg zur Cité Médiévale, eine extrem eindrückliche mittelalterliche Festungsstadt. Drohnenaufnahmen für einen Überblick sind leider durch das System geblockt worden. So bestaunen wir  die Festungsmauern vom Boden aus, was durchaus auch seinen Charm hat. 

La Cité Médiévale in Carcassonne

Ein Mal mit dem Velo zur Dune du Pila, bitte!

Auf einem Stellplatz in Biscarosse in der Region Bordeaux haben wir unser Lager über die Ostern aufgeschlagen. Der Stellplatz liegt direkt hinter einer Düne am Meer. 

Nach dem Highlight in Carcassonne geht es also zur Dune du Pila, der grössten Wanderdüne Europas. Da unser Stellplatz nur etwa 16 Kilometer von besagter Düne entfernt ist, nehmen wir dies als Anlass unsere Velos aus den Tiefen des Jumbos hervorzugraben, zu ölen, zu pumpen und natürlich, um damit zur Düne zu cruisen. Und so schwingen wir unsere untrainierten Ärsche in den Velosattel… Nach nur 7 Kilometern wird das Tempo drastisch langsamer. Energie muss her. Wir steuern das nächstbeste und einzige Restaurant weit und breit an. Dort angekommen laufen wir völlig selbstverständlich ins Restaurant (wo übrigens noch andere Gäste am zVieriplättli sind), da kommt eine Mitarbeiterin und sagt uns überglücklich: „Fermée!”. Bitte was? Es ist Karfreitag, wunderschönes Wetter, Nachmittag um 15:00 Uhr, jeder hat frei und ihr macht den Laden dicht und freut euch auch noch uns das mitzuteilen? Savoir-vivre halt!

Also radeln wir völlig ausgepowert weiter, bis nach kurzer Zeit eine kleine Ansammlung von Bars und Bistros direkt am Meer erscheint. Und so sind wir doch noch zu unserem Crêpes mit Bier gekommen und können gleich noch an unserer Aussprache feilen. Wir erhalten nämlich quasi vom gesamten Bar Team eine Aussprachelektion über Chocolat Chantilly. Fazit: Schogo La Schontii und nicht Schoggola Schontilli. 

Gestärkt fahren wir weiter. Die letzten paar Kilometer haben es in sich, bergauf und bergab, bergauf und wieder bergab. Warum müssen diese verdammte Düne und ihre Ausläufer nur so hoch sein. Irgendwo biegen wir auf Geheiss von Roger links ab, um zur Düne zu gelangen. Jessi will die Fahrräder dann vernünftigerweise an der Strasse an einen Baum ketten. Roger nicht. Und es ist Roger der sich durchsetzt. Kurze Zeit später bereut er dies allerdings. Wir müssen nämlich etwa 500 Meter durch den Sand fahren… Jahaa, macht das mal mit dem Velo durch den Sand. Aber ja, es stellt sich ohnehin die Frage, wer zum Kuckuck mit dem Velo auf eine Düne fährt. Fluchend und zu allem Überfluss noch mit Hundescheisse am linken Schuh, kommen wir dann endlich am Fuss der Dune du Pila an. Nur, was jetzt kommt sprengt alles: der Aufstieg!

Oben angekommen, die Zunge voller Sand, sehen wir endlich die langherbeigesehnte Düne und die etwa 50 ‘Sandgleitschirmgleitler’ mit ihren bunten Schirmen. Es ist ein toller Anblick. Der Ausblick ebenso. Da entdecken wir auf der Seite ganz viele Menschen die die Düne hinauflaufen. Uns lässt die Frage nicht los, was sich wohl dahinter verbirgt. Es muss sich ja dem Anschein nach lohnen, wenn so viele Leute dort hinauflaufen. Jessi überzeugt Roger sich das Spektakel von Nahem anzusehen und wir machen uns abermals auf den Weg, für den hoffentlich letzten Anstieg von heute. Aber dieses Mal ohne Velos! Diese lassen wir im Sand steckend an einem Gstrüpp auf uns warten.

Roger am Warten auf den Crêpes und sein Bier
Auf dem Weg zur Dune du Pila
Auf der Dune du Pila

Nach rund 20 Meter brechen wir ab. Unsere Schenkel schmerzen zu fest, der Sandaufstieg ist wohl nur etwas für Fortgeschrittene oder solche, die ohne Velo gekommen sind. Wir reden uns ein, dass es dort oben nicht anders aussieht als hier. Dass es nicht sandiger ist und man nicht mehr Meer sieht. 

Und so machen wir uns auf den Heimweg. 

Anstatt den von Roger vorhergesagten 1 Stunde und 3 Minuten, hatten wir sage und schreibe 2,5 Stunden. Wir sind solche Anfänger. Aber hei, wir haben es geschafft! 

Ein Mal mit dem Velo auf die höchste Wanderdüne Europas: Check!

Schlafplatz auf einem Weingut bei Bordeaux

Mit Muskelkater in den Beinen geht es dann weiter in Richtung der Stadt Bordeaux

Häuserfront in Bordeaux

Wie es sich für diese Region gehört, nächtigen wir wieder auf einem Weingut. Deshalb packen wir unseren Esstisch und die Stühle aus und geniessen ein festliches Abendmahl mit einem wirklich epischen Sonnenuntergang. Sämtliche Disneyfilme können einpacken. Dem Winzer gefällt unser Jumbo so gut, dass er uns sogar fragt, ob er Fotos für Werbezwecke machen dürfe. Ja, ja unser Jumbo ist halt schon ein kleiner Star.

Schlafplatz auf dem Weingut
Ein verlassenes Schlösschen
Abendessen mit Disney-Himmel-Stimmung

Weiter gehts…

Nach zwei Übernachtungen, einem Weinmassaker und einer Einladung zum ‘frischgepflückten’ Cognac-Trinken sind wir dann in Paris angekommen. Erster Programmpunkt ist das unverkennbare Moulin Rouge, doch das und die Ausführung des Weinmassakers heben wir uns für den zweiten Teil von “Savoir-Vivre in Frankreich” auf.