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Die Benelux-Durchquerung: Luxembourg

Nach Belgien macht es zägg und da sind wir auch schon in Luxembourg.

Luxembourg-City

Hier in der Stadt Luxembourg warten viele Déjà-vus auf uns. Wir dachten wirklich, dass sei Zürich. Es hat so viele Ähnlichkeiten. Die Stadt selbst, die Anzugträger mit den polierten Schnabelschuhen, die vielen Finanzinstitute, usw. Einzig, am Stadtrand gibt es eine alte Ruine – die sogenannten Mauern de Corniche. Gleich daneben befindet sich der Bockfelsen und die Kasematten. Wir schauen uns diese nur von aussen an. Es ist irgendwie zu heiss heute für grossartiges Stadtbesichtigungen und wir sind langsam etwas erschöpft von dem vielen Sightseeing auf so engem Raum. Europa zu bereisen ist grossartig. Aber es ist eine andere Liga als, wenn man nur ein Land bereist. Die ständigen Länderwechsel und Neuorientierungen können einen schon müde machen. Hier realisieren wir zum ersten Mal, das unsere Energie nicht endlos ist. Deshalb entscheiden wir uns langsam zurück in die Altstadt zu schlendern, vorbei am Palais de Grand-Ducal, welcher dann doch noch fotografiert wird, um dort den Beizen nachzugehen. Gleichentags fahren wir noch weiter nach Koerich. Wir bevorzugen mittlerweile eher naturgeprägte Besichtigungen. Die vielen Städte, welche im Endeffekt dann doch immer gleich oder ähnlich aufgebaut sind, haben wir für den Moment mal gesehen.

Ausblick von den Mauern de Corniche

Das Containertrümmerfeld

In Koerich haben wir einen Gratisstellplatz, welcher alles was das Herz begehrt, zu bieten hat. Frischwasser, Dumpingmöglichkeit, Strom und gleich einen Waldweg für Mamacita. Das ist toll. Wir kommen an, installieren uns und da kommen sie auch schon: Die ‘Gwunderfitze’ von Luxembourg. Den Stellplatz muss man sich etwa so vorstellen, wie wenn es ein kleines ‘Inseli’ wäre, um das man endlos herumfahren kann. Und genau das tun sie auch. Und warum? Um Jumbo zu begutachten. Wir gönnen unserem Jumbo seinen Ruhm und lassen die Leute ihre Endlosschleifen fahren. Was auch noch zu erwähnen ist, ist, dass sich dort, quasi vis à vis, eine Bushaltestelle befindet, gleich neben etwa fünf Plastikcontainern. Da fahren sie also um uns herum und bestaunen unseren Jumbo. Als es dann an der Zeit ist, fügt sich auch noch der Bus in diese Schleifenfahrparade ein. Wir sind uns nicht sicher, ob Jumbo den Busfahrer abgelenkt hat, oder ob er das Busfahrbillett einfach im Lotto gewonnen hat. Auf jeden Fall weiss man als Lastwagenfahrer bzw. Busfahrer, dass das ‘Füdli’ des Gefährts aufgrund des Überhangs nun mal ausschlägt. Also iiiimmmer in den Rückspiegel schauen in den Kurven. Das wird einem eingebläut bis zum geht nicht mehr. Anscheinend nicht so bei diesem Busfahrer. Er fährt los und sein Arsch, also derjenige des Busses, grätscht alle Container um, welche dadurch wirklich wortwörtlich durch die Luft fliegen. Als der Bus mit gefühlt 50 Km/h aus diesem doch eher engen Quartierli rast und man bald nur noch eine Staubwolke sieht, entdecken wir einen völlig verwirrten Jungen mit seiner Mutter, die mitten im Containertrümmerfeld stehen und vermutlich gerade beginnen zu begreifen, was passiert ist. Glück im Unglück.

Die lieben Besucher

In der Zwischenzeit füllen sich die übrigen (sechs insgesamt) Stellplätze. Eine Nachbarin, die liebe Marianne aus Deutschland, ist besonders interessiert. So nutzte sie die Gunst der Stunde, um Roger abzupassen, während er am Strom herumfummelt. Was der auch immer draussen herumspielen muss. Ja, und so ist unser abendliches Schicksal besiegelt. Marianne will den Göppel besichtigen, wir sagen: „Ja, okay. Aber nicht jetzt, wir sind gerade angekommen. Lieber später.“ „Wann später?“, will Marianne wissen. “So um 20:00 Uhr.” Punkt 20:00 Uhr klopft es an unsere Tür. „Hallo Marianne!“ Sie ist sichtlich begeistert von dem Fahrzeug und berichtet dann auch von ihrem Leben, dass sie immer für mehrere Monate allein im Van reist und immer kalt dusche. Auch meint sie, sie könne keine gruseligen Filme wie Harry Potter schauen, da sie dann Realität und Fantasie nicht mehr auseinanderhalten könne. Roger und Jessi schauen sich an und denken okay, das ist das Stichwort: „Gute Nacht, Marianne, war schön dich kennengelernt zu haben.“

Am nächsten Morgen ist von Marianne nichts mehr zu sehen. Als wir aufgestanden sind war sie schon weg.

Das Tal der sieben Schlösser

In Koerich startet das Tal der sieben Schlösser. Ein wahrhaftig vielversprechender Name. Gross wird im Netz darüber geschrieben, weshalb wir uns dazu hinreissen lassen, diese sieben Schlösser abzuarbeiten:

Schloss Nr. 1 Koerich:

Das erste Schloss ist in Koerich selbst. In weniger als zwei Minuten sind wir mit unserer Petra vor Ort. Bereit sämtliche Folterkammern und Königsgemächer anzuschauen. Wir zücken die Kamera, machen Fotos von den Aussenmauern und gehen dann hinein. Verdutzt stapfen wir herum: „Äh, sind wir am richtigen Ort? Ist das das Schloss?“, guckt Roger Jessi fragend an, welche daraufhin meint, „Ja, mol, doch hier muss es sein. Aber das ist ja eine Eventlocation!” Scheinwerfer und Bühne sind fest aufgebaut. Sonnensegel überall quer durch das Schloss, äh, die Ruine, gespannt. Okay, haben wir es demnach gesehen? Ja, haben wir. Next!

Schloss Koerich

Schloss Nr. 2 Septfontaines:

Nach rund 15 Minuten erreichen wir das nächste Dorf. Dort befindet sich das nächste Schloss. Wir fahren einen steilen Weg nach oben. Petra hat richtig zu kämpfen mit uns beiden drauf. Oben angekommen, suchen wir wiederum das Schloss. Sagenhaft. Das zweite Schloss ist noch die grössere Ruine als das Erste. Es stehen gefühlt nur noch zwei Mauern. Drei Minuten später sitzen wir wieder auf der Petra. Es kann nur besser werden. Also, next!

Schloss Septfontaines

Schloss Nr. 3 Ansembourg:

Wir fahren mit unsere Petra direkt vor den Haupteingang. Ein grosses eisernes Tor ziert den Eingang. Dahinter sieht man einen riesigen Garten mit schön angelegten Pfaden. Schlossmauern und Türme. Endlich ein Schloss. Also nichts wie rein. Just in dem Moment als wir das Tor aufmachen wollten, sehen wir das Schild daneben: ‘Geschlossen wegen Privatveranstaltung’. Echt jetzt? Warum müssen diese Menschen auch genau heute und genau hier heiraten?! Die können sich doch auch morgen noch lieben. Also next!

Schloss Ansembourg

Schloss Nr. 4 Hollenfels:

Auf dem Weg dorthin überholen wir mit unserer Petra zwei Fahrzeuge mit Schweizer Kennzeichen. Hupend und wild winkend fahren wir an ihnen vorbei. Dem Gesichtsausdruck entnehmend, finden diese das nicht sooo lässig wie wir. Äniwei. Wir laufen auch hier zum Eingang. Von aussen siehts schon mal aus wie eine Burg. Es stehen mehr als zwei Mauern. Auch ein Schlossturm ist vorhanden. Haben wir dieses Mal Glück und können es von innen anschauen? Unsere Erfahrungen haben uns nach dem dritten Schloss gelehrt, dass es sich bis jetzt nicht gelohnt hat. Weshalb wir fängs unsere Helme gar nicht mehr abziehen. Wir bevorzugten es direkt wie die Marsmenschen herumzulaufen. Und ja, wir sollten auch dieses Mal recht behalten. Schloss Nr. 4 ist mittlerweile zu einem Seminargebäude umfunktioniert worden und natürlich geschlossen. Gut haben wir die Helme noch auf.

Schloss Hollenfels - okay für das Foto haben wir die Helme ausgezogen!

Nach vier Reinfällen sind wir etwas frustriert. Wir überlegen uns, ob sich der noch anstehende Weg (=Aufwand) mit dem möglichen Ertrag (=auch wirklich noch drei Schlösser zu sehen) die Waagschale halten.

Wir denken nicht. Also kehren wir um.

Fazit: En absolute Schuss in Ofe.

Ein Spaziergang im Luxembourgischen Wald

Als wir zurück von unserer „Tour de Ruinen“ zurückkommen geht Jessi noch mit Mamacita in den Luxemburgischen Wald spazieren. Mamacita kann sich austoben, findet einen Freund und Jessi eine luxemburgische Gesprächspartnerin. Es ist spannend zu hören, wie das Leben hier so ist. Die Luxemburger müssen anscheinend einfach 40 Jahre lang arbeiten. Je früher man beginnt, desto schneller wird man also pensioniert. Kinderkrippen werden ab diesem Jahr gratis und die Arbeitszeiten sind wie bei uns in der Schweiz – also unmöglich und nicht zufriedenstellend ;-). Entsprechend freue sie sich auf die Pension, um endlich Zeit zum Leben zu haben, meinte sie. Diese Sätze hören wir oft: ‘Später, wenn wir pensioniert sind.’ oder ‘wir würden gerne, können aber nicht.’ Es ist uns klar, dass es wohl immer einen Grund gibt, warum man etwas nicht tun sollte. Aber warum eigentlich? Warum nicht einfach Mal machen? Weil, später kann vielleicht zu spät sein.

Zwischenstopp beim Circuit de Spa-Francorchamps

Am nächsten Tag packten wir dann unsere Sachen und verlassen das kleine Luxembourg mit seinen sieben Ruinen wieder. Auf dem Weg in die Niederlande halten wir noch in Belgien beim berühmten Circuit de Spa-Francorchamps. Eigentlich wollten wir mit dem Dröhnli drüberfliegen und supercoole Aufnahmen machen. Aber es findet gerade ein 24h-Rennen mit Töffs statt. Wir kämpfen uns den Weg durch all die parkierten Autos und finden schliesslich einen Platz, ohne Eintritt zu bezahlen, von welchem aus wir einen herrlichen Ausblick auf die berühmte Eau Rouge haben. Rogers Augen glänzen und funkeln. Jessi gönnt ihm den Moment allein mit seiner Kurve von Herzen. Wir schauen noch ein bizeli dem Motorradrennen zu und horchen aufmerksam dem ohrenbetäubenden Lärm zu. Dann machen wir uns weiter auf den Weg. Der Campingstuhl und das Bier haben irgendwie führ das bequeme Race-Watch-Gefühl gefehlt und so sind wir nicht wirklich im Mood länger dort zu verweilen. Also weiter.

Next Stop: Holland!

Die berühmte Eau Rouge beim F1 Circuit de Spa-Francorchamps