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Das Abenteuer beginnt

So, that‘s it. Wir gehen los. Jetzt gilt es ernst. Nach einer fast einjährigen Umbauphase mit Wohnungsauflösung und sonstigem bürokratischem Stress, haben wir es geschafft. Wir sitzen wahrhaftig in unserem Mumbo Jumbo und drehen morgens um 02:04 Uhr den Schlüssel. Der Motor beginnt zu brummen. Alles vibriert und scheppert. Wir nicken uns zufrieden zu. Genau so soll es sein. Das langersehnte Abenteuer, auf welches wir wortwörtlich mit Blut, Schweiss und Tränen hingearbeitet haben, startet genau jetzt!

Unser ursprünglicher Plan, von der Schweiz direkt nach Skandinavien zu reisen, um die Nordlichter zu bestaunen und die vielen Fjorde zu erkunden, begruben wir aus diversen Gründen bereits während der letzten Umbauphase. Einerseits hatten wir mit Jumbo keinen einzigen Feldtest absolviert, andererseits waren wir körperlich und auch geistig nach diesen stressgeprägten neun Monaten einfach nur ausgelaugt. Da schien es uns wenig sinnvoll direkt im dunklen, kalten Norden unser Abenteuer zu starten. Deshalb entschieden wir uns, auf direktem Weg in die Algarve, am südlichsten Zipfel Portugals, zu fahren. Da würden wir es uns drei Wochen lang gut gehen lassen. Wir würden uns in aller Ruhe an das neue Leben gewöhnen und wenn nötig die ersten Krankheiten von Jumbo auf einem chilligen Campingplatz beheben können.

Der ultimative Masterplan sah also wie folgt aus:

  1. So schnell wie möglich nach Portugal
  2. Erst mal chillen
  3. Die Reise starten

Rückblick

Nach dem zeitintensiven Umbau wollten wir unseren Erfolg, Jumbo mit «nur» vier Wochen Verspätung fertig gestellt zu haben, natürlich ausgiebig feiern. Wir wollten ein Abschiedsfest, um noch einmal unsere Liebsten zu sehen und ihnen unseren ganzen Stolz zu zeigen, den Mumbo Jumbo. Es sollte gegrillt und getrunken, gelacht und getanzt werden. Aber vor allem wollten wir Adieu sagen und alle von Herzen noch einmal drücken, bevor wir auf unbestimmte Zeit in die Welt hinausfahren.

Es kam dann aber wie es kommen musste. Wenige Tage vor dem Fest und unserer geplanten Abreise klopfte ein gewisser Käfer namens Covid-19 an der Haustüre und verschaffte sich unbefugt Zutritt. Zuerst erwischte es Jessica. Sie war früh dran. Es könnte also noch funktionieren. Doch dann, drei Tage später und somit vier Tage vor dem Abschiedsfest, war dann doch noch Roger dran. Eigentlich vorhersehbar, dennoch blieb die Hoffnung bis zum Schluss.

Wir waren am Boden zerstört und sagten, trotz der praktisch zeitgleich gelockerten Quarantänerestriktionen, aus Vernunft und Rücksicht auf die Gäste, unser Abschiedsfest ab. Einzig im kleinen Kreis verabschiedeten wir uns von unseren Eltern und Geschwistern.

Was ein Paukenschlag werden sollte, endete in einem stillen, katerlosen Adieu.

Die Fahrt beginnt

Es ist stockdunkel und eine eisige Kälte weht uns morgens um zwei Uhr um die Nase als wir ein letztes Mal in die Überwachungskamera von Jessis Vater winken, um ihm auf diesem Weg noch Auf Wiedersehen zu sagen. Die letzten zwei Wochen vor der Abreise, hatten wir das Glück, dass wir unseren Jumbo auf seinem Firmenareal zwischenparkieren konnten.

Mumbo Jumbo steht bereit für das grosse Abenteuer

Nun befinden wir uns also auf unserer Jungfernfahrt auf den leeren, samtglatten top nivellierten Schweizer Autobahnstrassen in Richtung Bündner Berge, um uns noch von Jessis Mami und ihrem Gotti zu verabschieden. Das erste Abenteuer mit Jumbo. Er schnurrt vor sich hin und rollt wie eine Eins. Alles ist perfekt

Die Waage – Tag der Abrechnung

Was wir den ganzen Umbau lang vor uns herschoben, war, der Tatsache ins Auge zu sehen, und uns mit dem eigentlichen Gewicht von Jumbo auseinanderzusetzen. Seit dem Einbau der Waschmaschine haben wir keine repräsentative Gewichtsangabe von Jumbo mehr. Wir rissen heraus, bauten ein, veränderten die Materialien und alles wurde immer verwaschener und irgendwann gaben wir es mit dem Gewichtschätzen auf. Rein rechnerisch müsste es eigentlich schon passen mit den dazugekommenen Kilos des Bodens, der Wandverkleidung und all unserem verstauten Hab und Gut. Die Frage, ob Jumbo bereits beim Start übergewichtig oder noch schlank und rank ist, blieb somit bis zum jetzigen Zeitpunkt unbeantwortet. Bevor wir die Schweiz endgültig verlassen, mussten wir einfach wissen, woran wir eigentlich sind. Auch Jumbo zuliebe. Und, wie es der Zufall so wollte, hatte es auf dem Weg in die Berge eine wunderschöne 24h LKW-Waage. Na, wenn das kein Zeichen ist.

Wir stehen mit Jumbo auf der Waage. Jetzt heisst es: „Fingers Crossed!“
Unser maximales Gesamtgewicht darf gemäss Fahrzeugausweis 9’300 Kg betragen. Der Dieseltank ist voll. Unsere Wassertanks sind voll. Der Gastank ist voll. Wir sind v… nein natürlich nicht! All unser Hab und Gut inkl. 100 Kg. Hundefutter sind verstaut. Also Augen zu und durch!

Roger wirft die Münzen ein und drückt den Knopf. Die Maschine rattert und unter dem Bedienpanel der Waage, spukte der Quittungsschlitz einen kleinen weissen Zettel aus. Der Moment der Wahrheit. Trommelwirbel! Wir haben sage und schreibe 8’450Kg. Yes!! Da haben die von uns während dem Umbau eingerechneten Sicherheitsmargen tatsächlich etwas gebracht. Wir schmunzeln und haben beim besten Willen keine Ahnung, wo wir noch fast eine Tonne Zuladung unterbringen könnten, wenn wir denn wollten. Ein gutes Gefühl.

Der Beweis

Eine letzte Sache

Wir sind mittlerweile kurz vor Genf und werden in Kürze die Grenze zu Frankreich passieren und der Schweiz den Rücken für unbestimmte Zeit kehren. Als uns das bewusst wird, packt uns ein kleiner Anflug von Nostalgie und schönen Erinnerungen. All die tollen Migros-Produkte (sorry, lieber Coop, aber wir sind halt Migros-Kinder 😉), die wir für eine sehr lange Zeit nicht mehr geniessen können. Ach herrje. Wie soll das gehen. Also machen wir kurzerhand einen Stopp in unsere geliebten Migros und gehen nochmals so richtig einkaufen: Heidi Schoggimilch, die M-Classic Paprika Chips von Bischofszell. Gstaader Bergkäse, usw. Und vor allem Jessis einzige wirkliche Liebe: Der original Migros Eistee.

Ein klein wenig wehleidig sind wir schon, als wir das Einkaufswägeli zurück zur Wägelistation bringen, nachdem wir die unteranderem 50 Liter Eistee in unserem Vorratsfach hinten rechts im Jumbo verstaut hatten. Gleichwohl freuen wir uns aber natürlich auch darauf neue, fremde Lebensmittel und deren Geschmäcker auszuprobieren. Es tut einfach gut, immer ein kleines Stück Heimat bei sich zu haben.

Haben wir alles? Wir haben alles! Let‘s go! Auf nach Frankreich!

Auf nach Frankreich

Nach einer ruhigen Nacht Im Welschland und einem Tankstopp in Genf (Jup, Genf, die zweitteuerste Stadt der Schweiz, aber dieseltechnisch zu jenem Zeitpunkt immer noch günstiger als Frankreich), passieren wir die Grenze und tuckern gemütlich über die Landstrassen in Richtung Montpellier.

Zwei Tage und gefühlt siebzehntausendeinhundertundvierundreissig 30ger-Zonen mit vierhunderachtundsiebzigmillionen Speedbumpers später, fahren wir gemütlich bei einsetzender Abenddämmerung auf den von uns auserwählten Schlafplatz in Salléles-d‘Aude, südwestlich von Montpellier.

Der Parkplatz eines Museums einer römischen Ausgrabungsstätte ist umsäumt von Pinienbäumen. Dementsprechend liegt ein herrlich mediterraner Duft in der Luft. Wir fühlen uns sehr wohl und es verleiht uns ein Hauch von Feriengefühl. Wir lassen den verdächtig ruhigen Abend gemütlich ausklingen.

In der Nacht wird es plötzlich zum ersten Mal so richtig ungemütlich. Das Wetter hat blitzartig umgeschlagen. Die Winde des Sturmtiefs Roxana peitschen mit bis zu 60 Km/h auf Jumbos rechte Hüfte ein. Unser Fahrzeug hat mit neun Meter Länge und mit seinem auf Höhe der Hinterachse knapp 3.70 Meter hohen Dach, halt doch einen gewaltigen Arsch. Und da wir beim Umbau auf mechanische Hubstützen verzichtet haben, braucht es gerade mal ein laues Lüftchen und alles tanzt Rumba drininnen. Wir verstauen alles, was nicht niet- und nagelfest ist in den dafür vorgesehenen Schränken und Kästchen und legen uns, so gut es unter diesen Umständen geht, schlafen.

Des Schlafes beraubt und deshalb auch ein wenig verknittert, setzen wir unsere Reise in Richtung Portugal fort. Next Stop: Eviva España! Wir freuen uns auf Spanien, vor allem aber auf die spanischen Autobahnen, die grösstenteils gratis sind