





Auf zu neuen britischen Ufern
Well, well, well, Ladies and Gents, nachdem wir erfolgreich in Calais für den Eurotunnel eingecheckt haben, können wir nach der “und-ihr-nehmt-sicher-auch-keine-Flüchtlinge-mit-überen” und der „Händ-ihr-de-Gashahne-au-würkli-abgstellt??“-Kontrolle quasi direkt bis vor den Zug fahren. Aber nur fast, denn gerade als wir als letzte in der Schlange losrollen, springt ein Fräulein mit einer lustigen Leuchtweste vor unseren Jumbo, fuchtelt wild herum und meint, wir seien zu „fett“ und müssen den nächsten Zug nehmen! „EXCUSE MEEE??”, krächzt Roger hinter dem Steuerrad hervor. Das gute Fräulein meint dann, dass es ihr leid täte, aber sie haben sich verrechnet: „Ihr passt um ein paar Zentimeter nicht mehr rein.” Eine Tatsache die wir uns später auf der Reise wohl oder übel noch eingestehen müssen. So werden wir umgehend von einem Safety-Car einmal quer durch den halben Eurotunnelkomplex und sogar noch durch gross gekennzeichnete, verbotene Strassen, auf der Gegenfahrbahn zurück in den Wartebereich eskortiert und quer vor die wartende Meute gestellt. Kopfschütteln und Gaffer inklusive. Dann ists halt eben so. Wir haben als professionelle Privatiers ja genug Zeit.
Etwa eine halbe Stunde später werden wir erneut von einem Fräulein per Zeichensprache mittels wildem Herumgefuchtel energisch gebeten, die wartende Meute anzuführen und zum Zug zu fahren. Wir sind also die Ersten. Checkpot.
Die Überfahrt verläuft ohne weitere Zwischenfälle. Ein Vakuum gibt zu merken, dass wir vermutlich jetzt unter dem Meer sind. Etwa 15 Minuten später sehen wir wieder Tageslicht.
Welcome to Great Britain
Angekommen im schönen Land der roten Telefonkabinen, machen wir uns dann auch sofort auf der für uns verkehrten Strassenseite auf den Weg nach Exeter. Ganz ohne Übernachtung geht es aber nicht und wir entscheiden uns, einen kleinen Kiesplatz in der Nähe einer Air-Force Basis bei den Stonehenge anzusteuern. Vor Ort treffen wir auf den ‘cheibe’ freundlichen Georg, der uns sogleich fragt, ob er sein Wohnmobil für uns umparken soll. Weiter fragt er uns ungläubig, ob wir mit dem dicken Jumbo denn keine Probleme auf Englands Strassen gehabt hätten. Ja, ja, Georgie, wir wissen es, wir sind fett! Der pensionierte Georg steht bereits seit sechs Wochen hier und versichert uns, wir würden keine Probleme kriegen, wenn wir hier über Nacht stehen bleiben. Er habe einen guten Draht zu den Guards der Militärbasis. Ebenfalls erklärt er uns, wo wir gratis Wasser her bekommen und die Schmetterlingsfarm down the road dürften wir auch keinesfalls verpassen. Es folgen noch ein paar Geheimtipps für die Stonehenge Besichtigung und dann verzieht er sich in seinen Van. Alrighty that. Das erste Aufeinandertreffen mit einem waschechten Engländer war mehr als positiv und wir fühlen uns auf anhieb wohl in Grossbritannien.

Einen Abstecher nach Cockwood
In Exeter angekommen, machen wir einen eher zufälligen Abstecher nach Cockwood (höhö), um dann vor einer verschlossenen Kartbahn zu landen. Dafür hilft uns aber das herrliche Pub “Anchor Inn” bei unserer Challenge (siehe Blogeintrag „Savoir-vivre in Frankreich Teil 2“). Den Folgetag nutzen wir, um den Ausflug nach Cockwood zu verdauen (kleiner Scherz am Rande). Nach dieser “Erholungsphase” treffen wir endlich die liebevolle Familie Kelly. Nicht die langhaarige Hippiefamilie, sondern jene Kellys die die Familie von Jessica vor rund 30 Jahren im Familienurlaub in Mallorca kennengelernt hatte. Die Kellys sprachen damals kein Deutsch und Jessicas Familie kein Englisch. Trotzdem verstand man sich so gut (mit Händen und Füssen und vermutlich etwas Alkohol), das man sich für die nächsten Jahre für weitere Urlaube auf Malle verabreden konnte.

Ein emotionales Wiedersehen nach 30 Jahren
Alle waren sie da und empfangen uns freudig winkend als wir die enge Auffahrt nahe der Universität Exeter hinauffahren und vor dem klassisch englischen Einfamilienhaus parken. Sogar das eine oder andere Freudentränchen wird vergossen. Man hat sich halt 28 Jahre nicht gesehen. Melissa und Jessica fallen sich in die Arme und es ist grad so, als hätten sie sich gestern noch zum Shoppen getroffen. Sogleich werden die Pints gefüllt, der Grill angeschmissen und ein BBQ veranstaltet. Natürlich dürfen die Führungstouren durch Jumbo nicht fehlen.
Wir geniessen eine sehr schöne Zeit mit der Familie. Doch nach vier Tagen ist es für uns an der Zeit, um weiterzuziehen. Schweren Herzens verabschieden wir uns und freuen uns auf ein neues Treffen, das hoffentlich nicht nochmal 28 Jahre auf sich warten lässt.
Vielen Dank für den herzlichen Empfang und die unvergessliche Zeit, die wir bei und mit euch verbringen durften.

Wunderschönes aber gopferteckel enges Cornwall
Weiter gehts nach Cornwall. Schon seit Portugal haben wir von anderen Reisenden Tipps für England bekommen, für welche wir natürlich immer sehr dankbar sind.
„Geht unbedingt nach Cornwall!“, haben sie gesagt.
“Cornwall müsst ihr gesehen haben!”, haben sie gesagt.
“Cornwall ist das Schönste in England”, haben sie gesagt.
Das Cornwall scheiss eng und unsere Aussenspiegel somit in Dauerlebensgefahr sind und die zweispurigen Hauptstrassen dort etwa so breit wie ein besserer Feldweg ist, hat uns aber keiner gesagt. Für den geübten Cornwallesen natürlich kein Problem: “Ah, da kommt ein über 2.5 Meter breites Dickschiff entgegen? Easy, gämmer gas!” Heiterenfahnen sagen wir euch, fahren auf der linken Strassenseite mit dem Steuerrad links, in Linkskurven mit drei Meter hohen Hecken, die bis fast in die Strasse wachsen, da sind Adrenalinstösse garantiert.
In Cornwall wird der Beifahrer automatisch zum Warner erkoren und muss genauso bei der Sache sein wie der Chauffeur selbst – ob er will oder nicht – das ist lebenswichtig! Die Phrase „chond eine?“ muss sich Rosita von uns zu tausenden anhören. In Schottland haben wir nämlich in einer Linkskurve beinahe einen ‘Lenkstangengäuferi’ überhobelt, nur weil Roger vergessen hat „chunnt eine?“ zu fragen. Dazu aber später mehr (Blogeintrag “Great Britain Teil 2“). Aber hey, wir wollen eigentlich auch gar nicht jammern, wir wussten von Anfang an was auf uns zukommt mit Mumbo Jumbo. Wir möchten hier lediglich unterstreichen, dass gemütliches Cruisen auf der Autobahn verglichen mit fahren auf Cornwalls Hauptstrassen einem ‘Kaffichränzli’ gleicht.
Auf einem Parkplatz im ansonsten wirklich wunderschönen Cornwall, treffen wir dann auf den Vollzeit-Vanlifer Timmy der seinen Construction-Van innen wunderschön mit Holz und einem Feuerofen ausgebaut hat und sich sein Lebensunterhalt als Tagelöhner auf Baustellen verdient. Weiter sind dort noch zwei Ladies, die mit ihrer Bulldogge Rosie im Ford Transit unterwegs sind. Lustigerweise fragen uns allesamt unisono wie zur Hölle wir mit unserem fetten Jumbo nur auf diesen Parkplatz gekommen sind. Gute Frage, wir haben ja auch immer die Augen zugemacht wenn es eng wurde 😉
Wanderung zum Lizard Point
Von diesem lässigen Parkplatz aus, machen wir heute eine vierstündige Wanderung zum Lizard Point, dem südlichsten Punkt Englands. Es ist toll. Die Wanderung verläuft entlang der felsigen Küste Englands. Stets wird man mit einem tollen Ausblick über das Meer belohnt. Rosita freut sich unheimlich und juckst die ganze Zeit umher. Manchmal fast etwas zu sehr, denn bei den Kuhweidendrehtüren verheddern wir uns regelmässig. Rosita geht untendurch, währenddem versucht Jessi obendurch zu klettern, da sie jedoch für Rositas Verständnis zu lange hat, kehr Rosita wieder um, jedoch nicht auf dem selben Weg, sondern schön änen am Pfosten, Jessi wird zurück gerissen, muss die Leine entwuseln, währenddessen ist Rosita bereits wieder auf die andere Seite rüber gesprungen und so weiter. Rosita hat bei jeder Kuhweide ein reisen Fest, Jessi dafür Muskelkater. Spass haben sie dennoch alle beide.
Da wir zwei oder besser gesagt drei Wanderbanausen nicht die trainiertesten Pumpis haben, zehrten dann die vier Stunden laufen schon etwas an unseren Füssen. Wir sind froh, als wir das erste Restaurant am Ende, fast beim Leuchtturm, erblicken. Der südlichste Punkt Englands ist zum Greifen nah. Noch wenige Meter und wir haben es geschafft. Erschöpft kommen wir an und geniessen ein kühles Bier.


Zu Besuch bei Harry Potter
Nach dem Besuch der Lost Gardens of Heligan, bei welchen auch die Königsfamilie ab und an gerne spazieren geht, sowie einer vierstündigen Wanderung entlang der Klippen zum Lizard Point, dem südlichsten Punkt Englands, machen wir uns auf den Weg in Richtung Wales.




Bevor wir Wales erreichen machen wir einen Halt in Lacock. Das malerische Dorf aus dem Mittelalter, das unter anderem auch als Geburtsstätte der englischen Fotografie gilt, ist beliebt bei den grossen Filmstudios in England. Etliche Spielfilme und Serien wurden in den Gebäuden, Gassen und im Kloster gedreht. Darunter auch der berühmte Harry Potter, Bridgerton, Downtown Abbey, usw. Dementsprechend gross ist der Besucherandrang.
Als wir von unserer Sightseeing-Tour auf den grossen Parkplatz am Ortsrand zurückkehren, stellt sich gerade ein riesen Car gefüllt mit euphorischen Senioren neben uns. Alle kleben sie noch vor dem Halt an den Scheiben, um einen Blick auf den schönen Mumbo Jumbo zu erhaschen. Die Horde steigt aus und versammelt sich sogleich rund um Jumbo. Sie beginnen voller Freude unser Fahrzeug zu inspizieren. Dankend nehmen wir viele Komplimente für unser Gefährt entgegen. Nachdem jeder sein Foto gemacht hat und der Seniorenguide zum Abmarsch pfeift, zottelt die Horde weiter, um das Dörfli zu besichtigen. Jetzt hat der Carfahrer für drei Stunden Pause. Kurzerhand machen wir eine ‘Chäsplättli’ mit französischem Senf und verköstigen den freundlichen engländischen Carfahrer, dessen Schwester in Gibraltar geboren ist. Wir erhalten super Tipps vom Busfahrer Dillan, welcher schon viele Jahre auf Europas Strassen unterwegs ist. Jessi erhält von ihm sogar ihr erstes Jobangebot als Lastwagenchauffeuse. Zu unserer Erleichterung bestätigt er uns dann auch, dass auch in seiner Transportfirma nur mit einer Doppelbesatzung aufs Festland gefahren werde. Es sei mit ihren 12 Meter langen Reisebussen einfach zu gefährlich, enge Rechtskurven ohne Hilfsperson auf dem Beifahrersitz zu fahren. Ja, diese Problematik kennen wir doch nur zu gut, einfach linksherum.


Wales
Nach Harry Potter ist es soweit, wir werden England verlassen und nach Wales fahren. Der Weg dort hin führt uns vorbei an tausenden Schafen, grünen Wiesen und immer unaussprechlicheren Dörfern.
So unaussprechlich die Ortschaften zum Teil in Wales auch sind, so wunderschön ist dafür die Landschaft. Vorbei an Dörfern Namens Lkdjfhloq und Osdjfkqk (oder so ähnlich), sind wir dann finally an unserem Walisischen Endziel mit Europas längstem und unserer Meinung nach sehr wohlklingenden Ortschaftsnamen Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogoch angekommen. Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogoch hat viel zu bieten. Zum Beispiel das berühmte Schild mit dem Ortsnamen von Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogoch am Bahnhof von Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogoch, wo Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogoch draufsteht. Ansonsten gibts in Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogoch noch eine lange Strasse mit einem Coop das auch ein Schild hat, auf dem Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogoch draufsteht. Wir haben uns dann sagen lassen, dass der Name nicht wirklich eine historische Bedeutung hat. Ziel des langen Namens sei einzig und allein Touristen anzulocken. Tammisiech… Touri-Trap… und wir sind voll reingetretten. Lustig wars dennoch. Wann kann man denn sonst schon bei strömendem Regen in Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogoch herumstapfen und verzweifelt nach ‘Schlööt’ suchen. Wie man Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogoch “hochkorrekt” ausspricht, seht ihr übrigens im Video auf Polarsteps im ‘Schtepp’ namens Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogoch!

Next Stop: Scotland
Unser nächstes Ziel im United Kingdom ist allerdings noch weiter nördlich, im freundlichen Schottland. Aber auch da brauchen wir vorher noch den einen oder anderen Pitstop. Gottseidank haben wir uns für einen Parkplatz in der Nähe des Royal “Arms Pubs” oberhalb von Blackburn entschieden. Da lernen wir nämlich Robin kennen. Es gibt diese Begegnungen mit Menschen im Leben, die man nicht wieder vergisst. Bei Robin ist es uns so ergangen. Der superfreundliche Beizer erzählt uns wie er durch die Corona-Krise gekommen ist, was er und seine Familie in dieser Zeit in seinem schönen Pub alles um- und angebaut haben, dass ihm aufgrund von Brexit Personal fehlt und die Preise rauf ins Juhe gewandert sind. Robin ist ein Gastronom mit Herzblut. Er verrät uns sogar ein kleines Geheimrezept. Wir plaudern und plaudern und die Zeit vergeht wie im Flug. Sichtlich angetan von unserer Reise und Mumbo Jumbo, bietet er uns an, auf seinem Parkplatz zu übernachten, was wir natürlich dankend annehmen. Am nächsten Tag gönnen wir uns bei ihm dann noch die vermutlich besten Fish und Chips, die wir je hatten. Voller Vorfreude erzählt er uns, dass er sich im kommenden Jahr mit seiner Frau ebenfalls eine Auszeit nimmt und Europa mit dem Wohnmobil bereist. Nummern haben wir ausgetauscht und wer weiss, vielleicht treffen wir uns dann irgendwo in Europa wieder auf ein Bierli.
Also losed, die Fingerkuppen brennen vom vielen Schreiben. Was wir in Schottland oben und auf dem Obenjabenweg alles erleben, erfährt ihr im Bestseller “Greit Britän Teil 2”
…und bis dahin, haltet die Ohren steif!